Jeder kennt das Märchen der Gebrüder Grimm, in dem Frau Holle als ein älteres Hausmütterchen dargestellt wird, die Fleiß belohnt und Faulheit abstraft. Wenn man jedoch das Märchen ganz genau liest, kann man noch deutlich die Verbindungen zur ursprünglichen Erd- und Unterweltgöttin Hulda erkennen. Sei es der Zugang in ihr Reich durch einen Brunnen, die Darstellung als Beschirmerin von Haus und Natur oder das Aufschütteln der Daunen, welche auf der Welt Schneestürme verursachen und sie somit als Wettermacherin zeigt.
Vieles deutet darauf hin, dass der Name Hulda, die Holde, in einer Zeit entstand, als man nach der Christianisierung den eigentlichen Namen der Göttinnen nicht mehr aussprechen durfte. Einige Forscher behaupten, dass es sich bei Hulda eigentlich um Frigg, der Gattin Wotans, handelt. Nach und nach sank der Stern der strahlenden Göttin. Im Mittelalter wurde sie schließlich als die oberste Hexe verteufelt.
Ganz verschwunden ist sie aber bis heute nicht: Es gibt eine Vielzahl von Legenden, Bräuchen und Sagen, die sich um Hulda oder Frau Holle drehen. Quellen, Teiche, Haine oder Felsformationen werden mit ihr in Verbindung gebracht. Sie wacht über das Herdfeuer, alle ungeborenen Kinder und ist eine weiße Kräuterfrau, die besonders den Wacholder und Holunder schätzt. Ihre strenge Seite zeigt sie als Anführerin der „Wilden Jagd“, wenn sie als Wolkenfurie in den Rauhnächten durch den Himmel braust und so die kalten Winterstürme versinnbildlicht. Auch in unserer Südharzregion gibt es zahlreiche Sagen und Mythen, in denen Frau Holle eine Rolle spielt. Nach und nach werden wir einige von ihnen nacherzählen…