Es war eine kalte Novembernacht, als ein Gesandter des Fürsten von Stolberg mit einer wichtigen Depesche und einer kostbar verzierten Schatulle die alte Posthalterei betrat. Er wunderte sich, da er im gesamten Anwesen niemanden vorfand, der die Kutsche hätte fahren können. Ein alter Mann beobachtete von der Straße aus sein Treiben und bot ihm schließlich seine Hilfe an. So fuhr man gemeinsam, nachdem die Pferde angespannt waren, auf der alten Heerstraße in Richtung Süden.
Unweit von Uftrungen wurde der Postkutsche aufgelauert. Es war die berüchtigte Diebesbande, die schon seit einiger Zeit in der Region ihr Unwesen trieb. Als die Wegelagerer kurz unachtsam waren, schwang sich der Kutscher auf ein Pferd und galoppierte davon. Man schenkte ihm keine große Aufmerksamkeit, da sich der Gesandte des Fürsten nach wie vor in ihrer Gewalt befand. Mit ihm machte man sich auf, das geheime Versteck im dunklen Wald aufzusuchen. Dort angekommen, konnten sie ihren Augen kaum trauen… Über dem Eingang der Höhle stand der alte, einäugige Kutscher mit zahlreichen Waffenknechten aus Stolberg. Die Diebe wurden schnell überwältigt und in den Kerker geworfen. Der Gesandte des Fürsten konnte anschließend seinen Weg fortsetzen und seine Nachricht unbeschadet überbringen.
Später erzählte man sich, dass man in dieser Nacht einen einäugigen Reiter gesehen hätte, der auf einem achtbeinigen Pferd durch die Lüfte gebraust ist. Auch die Waffenknechte konnten sich im Nachhinein nicht daran erinnern, wie sie zur Höhle gelangten. Der alte Kutscher war verschwunden. Man sagt, dass er immer wieder erscheint, um Unheil von redlichen Zeitgenossen abzuwenden. Der verschüttete Eingang der sogenannten Diebeshöhle ist heute noch, unweit des Karstwanderweges, östlich von Uftrungen im Wald zu entdecken.