Es war ein nebeliger Morgen im Mai des Jahres 1124, als Graf Albrecht von Ballenstedt mit seiner Jagdgesellschaft, von der gleichnamigen Burg aufbrach, um im nordöstlichen Harz nach einem großen Bären zu jagen. Dieser hatte die Tage zuvor in der dortigen Gegend sein Unwesen getrieben und Mensch und Tier in Schrecken versetzt. Albrecht preschte so schnell voraus, dass seine Begleiter ihn erst einmal aus den Augen verloren. Auf einer Anhöhe blieb er stehen, um zu warten und einen Schluck aus seiner Lederflasche zu nehmen. Da vernahm er plötzlich ein tiefes Knurren hinter sich… Als er sich umdrehte, sah er noch eine gewaltige Pranke, die seitlich sein Pferd traf und dieses niederschmetterte. Ross und Reiter gingen zu Boden! Ganz benommen stand Albrecht wieder auf und sah sich dem ebenfalls aufgerichteten Bären mit weit aufgerissenen Maul gegenüber. Arme und Pranken waren bereits für eine tödliche Umarmung ausgestreckt. Ihm blieb keine andere Wahl, als die Umarmung zu erwidern und so entstand ein unbarmherziger Ringkampf. Es dauerte eine ganze Weile, bis die ersten Jagdgenossen eintrafen und das ungleiche Duell mit ansehen konnten. Man legte die Armbrüste an, zögerte aber mit dem Schießen, da man den Grafen nicht verletzen wollte. Doch plötzlich geschah etwas unvorhersehbares: Bär und Graf ließen voneinander ab. Sie schauten sich an, der Bär schnaubte, drehte sich um und entfernte sich. Daraufhin gab Albrecht den Befehl: „Nicht schießen! Lasst den Bären seines Weges ziehen!“ Und so verschwand das Ungetüm im düsteren Wald. Nach diesem heldenhaften Kampf wurde der Graf, von nun an Albrecht der Bär, genannt.
Albrecht von Ballenstedt war der bedeutendste Vertreter aus dem Hause Askanien und gründete in der Mark Brandenburg zahlreiche Städte, die auch heute noch in ihrem Wappen einen Bären als Wappentier tragen.