Schierke war früher ein Ort, der nur mit einem mühsamen Aufstieg in Richtung Brocken zu erreichen war. Nur selten verirrten sich Fremde in diese Gegend.
Eines Tages machte sich ein Waldarbeiter nach getaner Arbeit auf dem Nachhauseweg, als ihm ein fremder Mann begegnete, freundlich grüßte und nach dem Weg zum sogenannten Mönchsloch fragte. Er versprach ihm reichen Lohn, wenn ihn der Holzfäller dorthin führen würde. Der Holzfäller willigte ein und geleitete den Fremden, der sich als Venediger ausgab, zu der besagten Höhle. Er wunderte sich darüber, da bekannter Weise das Mönchsloch ganzjährig unter Wasser stand. Dort angekommen nahm der Fremde ein altes Buch aus seinem Rucksack und suchte darin nach einer besonderen Beschwörung. Er beabsichtigte Erdgeist herbeizurufen, der ihm zeigt, wo sich im Berg das wertvolle Erz befindet. Und so geschah es…
Tatsächlich kam der Venediger nach kurzer Zeit wieder heraus, um sich vom Holzfäller zu verabschieden. Dabei konnte man sehen, dass dessen Spitzhacke sogar mit Goldstaub belegt war. Als Dank für seine Dienste überreichte er dem Holzfäller einen Zettel, auf dem nur drei Worte standen: „Alles in allem!“ Er solle diesen Zettel jeweils vier Wochen in alle vier Ecke seiner Hütte legen, so wäre ihm großer Reichtum gewiss. Nach dieser Zeit würde der Erdgeist auch ihm verraten, wo das Erz und Gold im Berg zu finden ist.
Der Holzfäller legte den Zettel in die erste Ecke und vergas diesen jedoch nach kurzer Zeit und bald war der Zettel ganz verschwunden. Deshalb wurde bis heute in der Gegend um Schierke weder Gold noch wertvolles Erz gefunden…
Als Venediger oder auch Welsche wurden früher fremde und geheimnisvolle Erz- und Mineraliensucher genannt, die oft lange Wege auf sich nahmen, um nach Mineralien zu suchen, welche in Italien für die Glasherstellung benötigt wurden.